AGATHOCLES AND YACÖPSAE/RAZORS REVIEWS FROM LEGACY #96

AGATHOCLES „The LPs 1989-1993“

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(Power It Up)
Genre: Mincecore
Der Titel stimmt bereits darauf ein, dass es sich um eine Wiederveröffentlichung
und nicht um neues Material der belgischen Mincecore-Helden
handelt. Genauer gesagt, erscheinen hier gebündelt die 34 Tracks dreier
Vinyl-only-Splits erstmals im CD-Format. Die Tracks für die Splits mit
Drudge, Lunatic Invasion und Averno sind zwischen 1989 und 1993
entstanden und mitgeschnitten worden. Demnach bewegt man sich in
den frühen Tagen von AGATHOCLES, als das Trio noch tiefer im DIYUnderground
als heute steckte. Anders formuliert: Sound-seitig gibt es
rohe, undifferenzierte Klänge, die mehr von ihrer Attitüde, Wut und dem
furiosen Tempo als musikalisch wirken. In den Liner-Notes erfährt man,
dass Frederick & Co. anfangs ihre Instrumente noch per Fahrrad zum Studio
gefahren haben, weil sie schlicht noch keinen Führerschein besaßen.
Lange ist’s her. Gemessen an heutigen Produktionen und Hörgewohnheiten,
ist „The LPs 1989 – 1993“ eine harte Kiste. Die eingestreuten Live-
Tracks helfen diesbezüglich nicht weiter. Alle Veröffentlichungen haben
ihre Zeit, und hier geht es ausnahmslos um Stücke, mit denen die Belgier
ihre Karriere vor mehr als zwanzig Jahren gestartet haben. Selbst unter Old
School- und Authentizitätsgesichtspunkten fällt die Wahrnehmung kaum
positiver aus. Man muss schon ein eingefleischter Fan sein, um die 34 Lieder
am Stück zu hören. Die Spielzeit beträgt immerhin 51 Minuten. Andererseits
lässt sich anhand der CD nachvollziehen, dass sich AGATHOCLES
stilistisch bis heute – trotz wechselnder Besetzungen – weitgehend treu
geblieben sind. Mincecore Pride! (AK)

 

YACØPSÆ & RAZORS „Live“

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(Power It Up)
Genre: Punk Fastcore Powerviolence
Neben der 10-Inch-Vinyl-Version ist die Live-Split der beiden Hamburger
Gruppen auch als CD zu haben. Die Veröffentlichung richtet sich primär
an die Fans der beiden Bands, was bei Konzert,itschnitten aus dem Punk-,
Fastcore- und Powerviolence-Bereich immer so ist. Mit YACØPSÆ und
den RAZORS treffen dabei zwei stilistisch unterschiedlich ausgerichtete
Formationen aufeinander. Unter dem Motto „Punk ist nicht tot – Punk
ist nur alt!“ ist mit den RAZORS eine der ersten deutschen Punk-Bands
überhaupt zu hören. Die Aufnahme stammt aus dem März 2013 und aus
dem St. Pauli Fanshop Kiez. Dem britischen 1977er-Punk ist das Quartett
bis heute treu geblieben. Seine Songs dürfen als kratzige Gassenhauer
gelten. Routiniert, dennoch leidenschaftlich, und schnörkellos setzen die
RAZORS auf vertraute und erprobte Spielmuster, die ihre Wirkung nicht
verfehlen. YACØPSÆ bestehen zwar noch nicht ganz so lange wie ihr Split-
Partner, sind aus dem Underground aber auch nicht mehr wegzudenken.
Das Trio fackelt ebenfalls nicht lange, agiert dabei aber schonungsloser,
wuchtiger und kompromissloser als die Punk-Kollegen. Im Januar 2014
ist die Powerviolence-Gruppe im Hamburger Hafenklang aufgetreten,
wo die Songs dieser neuen Live-Veröffentlichung mitgeschnitten worden
sind. Für Hörer und Fans der beiden Gruppen, die bereits Konzerte von
YACØPSÆ und/oder RAZORS besucht haben, ist die Live-Split eine nette
Erinnerung. Der Sound geht sogar in Ordnung. (AK)